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Praxisübernahme in Osnabrück – Mit Mut und Spezialisierung zum Erfolg

Foto: Tim Kasten (TVD – Partner für Tierärzte), Oskar & Sellyn Klis mit Dackel „Carlo“ am CT

 

Eine der vielen Herausforderungen für Praxisinhaber:innen ist es geeignete Nachfolger:innen zu finden. Oftmals gelingt ein Perfect Match. Ein besonders gelungenes Projekt ist eine Praxisübernahme in Osnabrück. Das Ehepaar Sellyn und Oskar Klis haben Mut bewiesen und sich mit einer auf Orthopädie, Neurologie und Rehabilitation spezialisierten Tierarztpraxis niedergelassen. Wie die Praxis aufgestellt ist und die Übernahme gelaufen ist, berichtet Frau Klis rund 10 Monate nach der Gründung.

 

TVD – Partner für Tierärzte (Tim Kasten): Sellyn, erzähle uns doch gerne kurz etwas über euren Werdegang in der Tiermedizin.

Oskar und ich haben beide in Gießen studiert und dort auch unser Internship an der Kleintierklinik absolviert. Hierbei sind wir durch alle Abteilungen rotiert, haben so umfangreiche Erfahrungen in den unterschiedlichen Disziplinen der Kleintiermedizin gewonnen. So konnte jeder von uns für sich das Fachgebiet finden, was ihm am meisten Freude bereitet.

Bei mir was das die Innere Medizin. Da habe ich meine Kenntnisse nochmal im Labor während der Erstellung meiner Dissertation vertiefen können. Oskar hat seine Faszination für die Orthopädie entdeckt und sich frühzeitig spezialisiert.

TVD: Wie kam es dann zur Kombination von Orthopädie, Neurologie, Innerer Medizin und Rehabilitation?

Nachdem ich meine internistische und intensivmedizinische Ausbildung an der Universität Gießen absolviert hatte, sind wir beide in die Tierklinik Ahlen als angestellte Tierärzte gewechselt. Dort kommen natürlich viele Überweisungsfälle und ich konnte mich intensiv im Bereich der Neurologie fortbilden. Oskar war Oberarzt und stellv. Leiter der chirurgischen Abteilung und hat somit über einen großen Erfahrungsschatz in der Behandlung von z.B. Knochenbrüchen, Sehnen- und Bänderverletzungen, Kreuzbandrissen oder Bandscheibenvorfällen.

Im Verlauf unserer Zeit in Ahlen wurde uns klar, dass die Rehabilitation unter anderem in Form von Physiotherapie einen großen Mehrwert und eine viel schnellere Genesung für die Patienten bietet. Ich habe mich daher dazu entschlossen, die CCRP (Certified Canine Rehabilitation Practitioner) Weiterbildung der University of Tennessee zu absolvieren. Derzeit mache ich noch die deutsche Physiotherapieausbildung beim Vierbeiner-Rehazentrum in Bad Wildungen.

TVD: Welchen Vorteil bietet denn die Kombination genau dieser Gebiete?

Wir betreuen die Tiere von der Äußerung der Verdachtsdiagnose oder der Anfertigung der Röntgenbilder durch die Haustierärzt:in, über die konservative oder chirurgische Therapieoptionen in Kombination mit der rehabilitativen Medizin, bis zur vollständigen Genesung im betreffenden Fall.

TVD: Wie läuft die Überweisung eines Patienten in aller Regel ab?

Im Normalfall ruft uns die Kolleg:in an oder schickt uns eine E-Mail mit den Röntgenbildern des Patienten oder sie nutzen unser Überweisungsformular.  Die Terminvereinbarung zum Vorgespräch bzw. der Voruntersuchung übernimmt eine unserer tiermedizinischen Fachangestellten an der Anmeldung. Außerdem bieten wir die Möglichkeit online Termine zu buchen. Mit dieser modernen Methode kann der Kunde bequem freie Termine einsehen und den für ihn/sie passenden wählen. Die vorhandenen Befunde werden in der Regel direkt von der überweisenden Tierarztarztpraxis an uns weitergeleitet.

 

TVD: Wird der Patient dann an die Haustierärzt:in zurück überwiesen?

Uns ist die zuverlässige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen sehr wichtig. Daher geben wir im Verlauf der Genesung telefonisch immer mal wieder den Zwischenstand des Patienten durch. Nach der Genesung und der Entlassung aus unserer Praxis, bekommt die entsprechende Haustierärzt:in einen vollständigen Bericht inklusive aller diagnostischen Maßnahmen, aller Diagnosen, der Röntgen-/Endoskopie- oder Ultraschallbilder sowie der Therapiemaßnahmen, die wir eingeleitet haben und ggf. weiterhin empfehlen.

TVD: Was ist euer Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Orthopädie und Rehabilitation?

Wir behandeln die Patienten zeitnah, ganzheitlich und aus einer Hand.

Oft erfolgt die OP noch am gleichen oder nächsten Tag der Diagnosestellung. Der Patient wird vom Haustierarzt mit einer orthopädischen oder neurologischen Symptomatik in unsere Praxis überwiesen. Die Röntgenbilder des Haustierarztes liegen gegebenenfalls bereits vor. Vor dem Vorstellungstermin werden mit dem Patientenbesitzer telefonisch oder per Videotelefonie die Befunde besprochen. Der Patient wird am Vorstellungstag gründlich untersucht, ggf. werden ergänzende Röntgenbilder oder eine computertomographische Untersuchung erstellt. Wenn möglich wird der Patient anschließend direkt operiert. In der Aufwachphase wird bereits mit der rehabilitativen Therapie begonnen. Unsere OP-Patienten erhalten bereits in der Aufwachphase manuelle Lymphdrainage. Diese führt zu deutlich weniger Reaktionen, wie beispielsweise Anschwellen des Operationsbereichs. Folgend wird etwa eine Woche nach dem Operationstag mit der Rehabilitation in unserer Praxis begonnen. Der Rehabilitationsplan wird für jeden Patienten, bezogen auf die vorliegende Symptomatik und die unvermeidlichen Folgeerscheinungen der Grunderkrankung, individuell erstellt.

TVD: Geht das auch bei Katzen?

Katzen machen die Physiotherapie hervorragend mit. Gerade traumatische Verletzungen bei Katzen können deutlich besser heilen, wenn man an die Operation eine Physiotherapie anschließt.

TVD: Welche Rolle spielt die Prophylaxe im Bereich der HD?

Wir raten dazu, junge Hunde prädisponierender Rassen bereits im Alter von ca. 4-5 Monaten zu röntgen. Durch spezielle Röntgenaufnahmen, ist es möglich, eine Veranlagung zur HD erkennen zu können. In diesem Alter können wir noch prophylaktisch eingreifen und mit einer Symphysiodese oder, bei einem fortgeschritteneren Befund, mit einer 2-fachen Beckenschwenkung eine Gelenkserkrankung und damit einher gehende Schmerzen verhindern.

TVD: Wann kam der Zeitpunkt, an dem ihr über eine Selbstständigkeit nachgedacht habt?

Das war während unserer Zeit in Ahlen. Ich war dort Oberärztin für Innere Medizin und Neurologie. Zusätzlich war ich für die Ausbildung der angestellten Tierärzte zuständig. Die Ausbildung eines jungen Tierarztes beinhaltet das strukturierte Erlernen der Fallaufarbeitung, das vertiefende Lernen von Fachwissen sowie die Durchführung der praktischen Tätigkeiten. Wir sind sehr dankbar für die Ausbildung, die wir an allen Stationen unseres Werdegangs genießen durften und wollten uns mit dem gesammelten Wissen selbst verwirklichen.

TVD: Wie seid ihr das Projekt angegangen?

Zu Beginn war es wirklich ein Auf und Ab. Alles hat sich durch verschiedene Umstände sehr lange hingezogen. Doch im Oktober 2021 konnten wir mit TVD endlich die passende Praxis in Osnabrück finden und verwirklichen. Der kooperative Austausch zwischen dem Verkäufer und unserem TVD-Berater, Tim Kasten, war für uns hilfreich. Wir stehen mit beiden auch nach der Gründung in engem Kontakt und tauschen uns zu fachlichen oder betriebswirtschaftlichen Fragestellungen aus.

TVD: Wie seid ihr auf uns aufmerksam geworden?

Freunde von uns wurden auch von TVD in die Selbstständigkeit begleitet und haben uns die Begleitung empfohlen.

TVD: Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung?

Eine große Herausforderung war die Gestaltung der Finanzierung. Es gab in dem Prozess mit der finanzierenden Bank doch die ein oder andere hakelige Situation. Am Ende konnten wir uns auf den Businessplan verlassen und haben ein für uns passendes Finanzierungskonzept gefunden. Zudem waren die Lieferzeiten einiger Geräte und Materialien aufgrund der Pandemie sehr stark verlängert. Nach und nach bauen wir uns ein tolles Netzwerk an überweisenden Praxen auf. Die erste Ansprache war schwer – mittlerweile läuft es jedoch und wir arbeiten vertrauensvoll mit den Praxen in der Region Osnabrück bis hin zu einem Radius von 100km zusammen.

TVD: Würdet ihr euch wieder für die Selbstständigkeit entscheiden?

Ja, defintiv! Klar ist es am Anfang erst mal sehr viel Neues. Man muss sich einarbeiten. Genau wie in jedem neuen Job.

Zwischendurch war auch mal die ein oder andere schlaflose Nacht dabei. Schließlich ist man jetzt für alles selbst verantwortlich. Aber wir machen genau das, wofür wir stehen. Wir können alle Entscheidungen selbst treffen und das ist das schönste Gefühl überhaupt.

TVD: Welche Tipps würdet ihr euren Kolleginnen und Kollegen geben, die auch mit dem Gedanken einer Selbstständigkeit spielen?

Durchhalten!
Die Gründung einer Tierarztpraxis ist eine Berg- und Talfahrt, doch am Ende wird es richtig schön 🙂

 

Kontaktdaten Kleintierorthopäden

Hakenbusch 1

49078 Osnabrück

+4954123131

https://www.kleintierorthopaeden.de/ 

info@kleintierorthopaeden.de

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